Mittwoch, 18. März 2009

Christen in Indien

Die Geschichte der Christen in Indien reicht zurück bis in die Entstehungszeit des Christentums. Nach der Tradition kam im Jahre 52 n. Chr. der Apostel Thomas nach Indien und brachte das Christentum mit. (Jüdische Siedlungen und Synagogen in Indien, genauer im Bundesstaat Kerala, zeigen die Verbindung zwischen Kerala und Palästina in den ersten Jahrhunderten.) Der Apostel Thomas hat dort 7 Kirchen erbaut und 4 brahmanische Familien getauft, deren Nachfahren noch immer an ihrem Nachnamen zu erkennen sind.

72 n.wird Thomas in der Stadt Madras von einem Speer tödlich getroffen und begraben. Dort wird sein Grab noch heute verehrt und die von ihm gegründeten betrachten ihn bis heute als ihren Gründer und spirituellen Vater und bezeichnen sich als "Töchter des Hl. Thomas" oder Thomaschristen.

Im zweiten Jahrhundert wurden seine Reliquien nach Edessa gebracht. In Indien und in Edessa feiert man bis heute am 3. Juli den Thomas-Festtag.

Um 350

Im 4. Jh. kam eine syrische Einwanderungsgruppe unter Führung des reichen Kaufmanns Thomas von Kinayi ihre Heimat Kana in Syrien mit einem Bischof (Mor Josef von Uraha), 2 Priestern, 2 Diakonen und etwa 400 Gläubigen aus Edessa nach Kerala. Die einheimischen Hindu-Könige (Cheraman Perumal) haben sie freundlich empfangen und ihnen zum einen Land und zum anderen viele Privilege gegeben. (Die zwei Kupferplatten bestehen aus zwei Sammlungen erhielten die Christen weitreichenden 72 Privilegen) . Diese Immigration bleibt ein Teil der Geschichte Keralas (Days, Land of the Perumal, S. 43). Diese Gruppe gehörte dem Patriarchen von Antiochien an und man sah darin den Beginn der syrischen Kirche in Indien.
Aus dieser Gruppe entstanden die Knanaya-Christen oder Knananiten.

6. Jahrhundert

Die erste historisch gesicherte schriftliche Erwähnung von Christen in Südindien
stammt aus dem 6. Jh. n. Chr.. Cosmas Indicopleustes, ein griechischer Händler, der
zu dieser Zeit in Alexandrien lebte und der nestorianischen Kirche angehörte, entwarf
die „Christliche Topographie“. In seiner Darstellung der christlichen Welt ist auch
Indien miteinbegriffen. Außerdem erwähnt er, dass der Klerus von Persien aus
eingesetzt wurde, was auf eine Zugehörigkeit der Christen zur syrisch-orthodoxen Kirche wahrscheinlich macht.

Im 8 Jh.kam eine weitere syrische Einwanderungsgruppe mit zwei Bishofen (Mor Sabor und Mor Frath) und ziehen bis an die indische Malabarküste. Der Herrscher von Malabar nimmt die Einwanderer freundlich auf und gewährt ihnen das Recht, sich in Kodungalloor niederzulassen.

13 Jh . Besuch von Marco Polo und er berichtet von der Grabstätte des Apostels Thomas und der Christen an der Südostkuste Indiens.

Wenn man an die Lateinische Kirche denkt: Der erste Missionar kam schon im 13. Jh. nach Indien. Er hieß Johann Monte Karvino und war von Papst Nikolaus IV. nach China gesandt worden. Karvino hatte einige Monate in Indien gelebt. Er berichtet, dass er eine christliche Gemeinde in Indien angetroffen hat.

Im 15. Jh. kamen die Ostsyrer.

16. Jahrhundert

Im Gefolge der nach neuen Handelswegen suchenden Portugiesen kommt der jesuitische Missionar Francicus Xaverius nach Indien und findet dort zu seiner großen Überraschung eine christliche Gemeinde vor. Die Portugiesen sind erfreut darüber, Christen in Indien anzutreffen und werden von den selben als Brüder empfangen. Trotzdem sollten die folgenden Jahrhunderte für die Thomaschristen zu einer Zeit der Fremdbestimmung und gewaltsamen Latinisierung werden, in deren Folge die indische Kirche sich in mehrere Gruppen aufspaltet.Mittels militärischer Gewalt, die sich Bischofsentführungen und Seeblockaden bedient und durch die Pseudolegitimation des "Padroado-Systems", bringen die Kolonisatoren die Thomaschristen nach und nach unter die Hoheit Portugals und der römische-katholischen Kirche.
Im südlichen Teil der Koromandelküste ereignete sich um 1535 eine Konversionsbewegung einer ganzen Gemeinschaft hin zum Christentum. Die Fischerkaste der Paravas wandte sich and die portugiesische Krone und bat um militärischen Schutz. Der Jesuit Franz Xaver (1506-1552) sorgte für Gottesdienste in ihrer Muttersprache.

In Goa wurde 1560 die Inquisition eingeführt, nicht nur um die Neukonvertierten zu
erziehen, sondern auch um gegen konversionsunwillige Personen vorzugehen, die
vorsätzlich beschuldigt wurden, andere an einem Übertritt zum Christentum gehindertzu haben.
Robert de Nobili (1577-1656) war mit den gängigen Missionsmethoden nicht einverstanden und suchte einen Weg, das Christentum mit der indischen Kultur, vor allem mit dem Kastenwesen zu vereinbaren.
Diese Gruppe bildet die Lateinische Katholische Kirche (mit lateinischem Ritus)

1597
Stirbt Mar Abraham, der letzte von der syrisch-chaldäischen Ostkirche eingesetzte Daraufhin verstärkt verstärken die Portugiesen ihren Griff nach Malabar. In Stellvertretung des portugiesischen Vizekönigs "übernimmt" der lateinische Erzbischof von Goa, Dom Menezes, als politischer Machthaber mit einer "Ermächtigung" Papst Klemens VIII. die Thomaskirche und unterstellt sie gewaltsam der lateinischen Hierarchie (Synode von Diamper). Außerdem setzt er einen Apostolischen Vikar ein. In den folgenden Jahrhunderten werden nur noch ausländische, meist jesuitische, von Rom oder Goa ernannte, Bischöfe eingesetzt, die sich wenig um die lokalen Traditionen scherten.


1599
Die "Padroado-Missionare" lassen es nicht zu, dass noch einmal ein syrisch-orthodoxer Bischof (Mor Ahadhalla) indischen Boden betritt. Er wurde von die Padroado-Missionare getotet worden.

Die permanente Missachtung ihrer 1600 Jahre alten Traditionen und die intolerante und gewaltsame Um-Missionierung der indischen Christen und führt schließlich zum Bruch mit Rom. Die Thomaschristen geloben in Mattancherry bei Cochin mit ihrem "Schwur vom schiefen Kreuz" nie wieder einen romischen Bishof über sich zu dulden , und Sie haben erklärt, ihre Loyalität gegenüber dem Patriarchen von Antiochien.

Nachdem eine Versammlung von zwölf Priestern den Archediakon als Mar Thomas I. zu ihrem rechtmäßigen Oberhaupt wählte, schließt sich die Mehrheit der Thomaschristen als "Neue Partei" (Puthankuttukar) dem neuen Metropoliten an und verlässt den lateinischen Erzbischof.Mit dem "Schwur vom schiefen Kreuz" beginnt die Spaltung der indischen Christen in verschiedene Gruppen und Kirchen, die bis heute andauert. Die nach dem Schisma von Mattaucherry bei Rom verbliebene Minderheit der indischen Christen unterstehen weiterhin der Jusrisdirektion des Pradoado (portugiesisches Patronat) und werden heute als Malabaren (Katholiken mit Chaldäischen Ritus) bezeichnet.

1662
Nachdem Papst Alexander VII. italienische Karmeliten zur Versöhnung entsandt hatte kehrt ein großer Teil der Thomaschristen wieder zur römischen Kirche zurück und bildeten damit die später als "Syro-Malabarisch Katholisch" bezeichnete Kirche.

1665
1665 kam Mor Gregorius Abdul Jaleel von Jerusalem in Kerala in einem niederländischen Schiff. Seine Ankunft gab die Kirche eine große Vitalität .

1772
wurde in Anjur für eine Gruppe von 500 Familien, unter besonderen politischen Herrschaftsverhältnissen, ein eigener Bischof geweiht. Er und seine Nachfolger waren unabhängig (Malabar Independent Syrian Church), jedoch in Gemeinschaft mit den anderen Malabar-Bischöfen. Die Unabhängige Syrische Jakobitische Kirche von Malabar ist ein Abspaltung der Syrisch Orthodoxen Kirche.

1792
Das südwestindische Gebiet von Trawankur wird als Vasallenstaat der britischen Provinzregierung unterstellt. Damit ist die gesamte Malabarküste, mit Ausnahme von Kochin (das 1814 nochmal ein niederländischer Handelsposten werden soll), in britischer Hand, so dass die dort einheimischen Christen nun mit anglikanischen Missionaren in Kontakt kommen.

(1875
Als weitere Abspaltung von der Syrisch Orthodoxen Kirche konstituieren sich die Mar-Thomiten (mit antiochenischem Ritus und protestansierender Konfession) aus der die Syrische Mar-Tomas-Kirche von Malabar hervorgeht.
Die Abspaltung von der Syrisch Orthodoxen Kirche sind die Anglo-Syrischen Christen (Anglikaner mit antiochenischem Ritus) von Südindien.)

1907
Die Gemeinde des Mar Mellus, die sich 1874 von den Malabaren (Katholiken mit Chaldäischen Ritus) abgespaltet hatte erricht ein Nestoriansches Bistum, aus dem die heutige Nestorianische (Ostsyrische) Kirche von Trichur hervorgeht.

1912
Ein Teil Thomaschristen rebelliert gegen die Syrisch Orthodoxe Kirche in Antiochia, die ihrerseits damals kaum handlungsfähig war, weil sie in Osmanischen Reich zwischen die Mühlsteine der türkisch-armenischen Auseinandersetzung geraten war. Dieser Teil der indischen Gläubigen erklärt sich als autokephal und stellt das Katholikat wieder her, das bis ins 16. Jh. bestanden hatte, während die Mehrheit dem Patriarchen von Antiochia die Treue hielt.

1930
Mar Ivanios wechselt mit seinen Anhängern zur römisch-katholischen Kirche. Daraus entstand eine Bewegung, die zur Gründung von zwei Bistümern führte. Diese Gruppe bildet die Syro-Malankara Katholische Kirche (mit westsyrischem Ritus), der ca. 250.000 Gläubige angehören.

1947
Indien erlangt seine Unabhängkeit von Grossbritannien. Die indischen Christen bilden eine kleine Minderheit in der Indischen Union, die nach der Abspaltung von Pakistan von den Angehörigen der Hindu-Religion dominiert wird.

1958
Nach Jahrzehnten der Trennung werden die innerhalb der Syrisch-Orthodoxen Kirche durchgeführten Versöhnungsgespräche abgeschlossen. ( Moran Mor Ignatius Jakob III Patriarch ). Innerhalb der Syrisch Orthodoxen Kirche von Malabar kommte jeoch zu einer Wiedervereingung zwischenden seit 1909 getrennten Anhängern des Katholikus und denen des Patriarchen von Antochia.
1964-1975

Und im Jahr 1964 hat diese Gruppe versucht wieder die Jahrhunderte Erbe und apostolische Sukzession von Antiochien, von der Stuhl von Hl. Petrus zu verleugnen und ein neue Stuhl von Hl.Thomas zu anspruch nehmen. Sie haben rebeliert gegen die alte und wahre Glaube der syrisch Orthodoxen Kirche von Antiochien und den Patriarch. Im Jahr 1973 sie haben sich von der Mutterkirche getrennt und nennen sich als Indisch-orthodoxe Kirche (Methran Kaschi). Aber die syrisch-orthodoxe Christen in Indien bleiben treue zu den Patriarch von Antiochean under den Apostolischen Stuhl von Hl.Petrus. In Indien haben die syrisch-orthodoxe Kirche eine Katholikose (Maphriyono) als lokale President der Kirche und zur Zeit 27 Bischöfen.


Konklusion

Die Thomas-Christen gehören heutzutage verschiedenen kirchlichen Traditionen an. Sie identifizieren sich überwiegend mit den syrischen Christen. Sie sind Christen in Religion, orientalisch in Liturgie und Anbetung, und indisch in der Kultur. Bis zum 16. Jh. waren sie eine ungeteilte Kirche. Die liturgische Sprache war syrisch, der Lebensstil indigenisiert und sie hielten sich streng an das religiöse Leben, wie es z.B. beim Fasten erkennbar war.
In Kerala gibt es unter den Thomaschristen heute

2,5 Mio Malankara Syrisch-Orthodoxe Christen
1,2 Mio Angehörige der indisch-orthodox-syrischen Christen,
3,2 Mio Syrisch-Malabarische Katholiken
0,7 Mir. Mar Thoma Christen und
0,2 Mio. Syrisch-Malankara Katholiken.
Im heutigen Indien leben mehr als 20 Millionen Christen. Nach den Hindus und Muslimen bilden sie die drittgrößte Religionsgemeinschaft im indischen Staatsverband. Die Hälfte der Christen gehört der Katholischen Kirche an, 30 Prozent den orthodoxen Kirchen; die übrigen verteilen sich auf die verschiedenen protestantischen Kirchen. Im Nordosten Indiens, bei den Bergvölkern ist das Christentum seit dem 19. Jahrhundert sehr stark verbreitet, z.B. in Mizoram (97 %), Nagaland (65 %), Meghalaya (47%) und Manipur (26%). Im „christlichen Stammland Indiens“ – in Kerala - machen die Christen nur 22 % der Bevölkerung aus.


14. März, 2009 (P.Biju Parekkattil, Thomaskolleg, Wien)

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